Liebe Freundinnen und Freunde,
Nach reiflicher Überlegung habe ich die Entscheidung getroffen, auf unserer Landesversammlung am 7. Dezember 2024 nicht noch einmal als Landesvorsitzende anzutreten.
Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. 2018 bin ich in unsere Partei eingetreten, aus der tiefen Überzeugung, etwas zum Guten verändern zu wollen. Neonazis auf dem Leipziger Innenstadtring, die Klimakatastrophe, die sich rasant zuspitzte - das waren Entwicklungen, denen ich nicht tatenlos zusehen konnte.
Die letzten zweieinhalb Jahre als Landesvorsitzende waren ebenso bereichernd wie herausfordernd. Wir haben hier in Sachsen drei Wahlkämpfe geführt, bei denen viele von uns über ihre persönliche Belastungsgrenze hinaus gegangen sind. Diese waren geprägt von einer extremen Verrohung des Diskurses bis hin zu physischer Gewalt. Die bundespolitischen Entwicklungen gaben uns außerdem keinen Rückenwind.
Aber dann gab es da noch die andere Seite. So viele Menschen haben jeden Tag aufs Neue gezeigt, wofür es sich zu kämpfen lohnt: für das andere Sachsen. Das Land, in dem Menschen zusammenhalten, das Land, in dem jeder Mensch leben darf, wie er will, das Land, in dem wir unser Klima schützen und jedes Kind die gleichen Chancen hat.
Unser Ergebnis zur Landtagswahl stellt uns nicht zufrieden. Da gibt es nichts schönzureden. Wir haben den Einzug in den Landtag hart erkämpft. Und wenn ich „erkämpft“ sage, dann meine ich, dass wir wortwörtlich um jede einzelne Stimme gekämpft haben. Ob am Tag oder in der Nacht, ob beim Plakatieren im Regensturm oder bei der Flyerverteilung bei 35 Grad auf dem brütend heißen Asphalt: Wir haben das gemeinsam geschafft als sächsische BÜNDNISGRÜNE.
Ich bin mutig und schnell vorangegangen - jetzt aber ist die Zeit gekommen, einen Schritt zur Seite zu treten.
Ich habe deutlich gespürt, dass innere und äußere Spannungen junge Frauen in der Politik besonders treffen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, in Zeiten wie diesen authentisch und menschlich zu bleiben. Ich möchte nicht, dass Politik Menschen zu Maschinen macht. Für mich ist Menschlichkeit eine der wichtigsten Eigenschaften als Politikerin. Und das möchte und werde ich mir beibehalten.
Mit niemandem hätte ich unseren Landesverband lieber geführt, als mit meiner Co-Vorsitzenden Christin Furtenbacher. Unsere Zusammenarbeit war von großem Vertrauen, von viel Lachen aber auch Weinen geprägt. Unsere unterschiedlichen Denkweisen und Positionen waren nie ein Hindernis, ganz im Gegenteil. Sie waren eine große Bereicherung für uns beide und auch für uns als Partei. Eine Mischung aus Neuanfang und Kontinuität tut uns als sächsischen BÜNDNISGRÜNEN gut, davon bin ich überzeugt. Und deshalb freue ich mich sehr, dass Christin bereit ist, ihre Erfahrung und Expertise weiterhin als Landesvorsitzende einzubringen. Ich unterstütze sie aus vollem Herzen auf ihrem weiteren Weg.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist meine Partei. Ich werde mit Herzblut und aus voller Überzeugung weiter machen, mit den vielen großartigen Menschen, mit denen ich in den vergangenen Jahren Politik gestalten durfte.
Ich danke allen Mitgliedern, die mir vor zweieinhalb Jahren das Vertrauen geschenkt haben, in so jungen Jahren diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Ich bekam die Möglichkeit, Neues auszuprobieren, zu wachsen, Risiken einzugehen und zu erkennen, dass man aus Niederlagen weit mehr lernt, als aus Erfolgen.
Ich danke all den wunderbaren Menschen im gesamten Land, die mich an ihrem Wissen und ihren Erfahrungen haben teilhaben lassen und mir mit Rat und Tat beiseite standen.
Danke für die gemeinsame Zeit.
Eure Marie