BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen fordern sächsische Strategie zur Vorbereitung des Freistaates Sachsen auf die Herausforderungen von „Peak Oil“
Peak Oil bezeichnet den Höhepunkt der globalen Erdölförderung oder auch das Ölfördermaximum. Nach dem Förderhöhepunkt und einer unterschiedlichen langen Plateau-Phase sinkt die Fördergeschwindigkeit eines einzelnen Ölfeldes, aber auch in Summe aller Ölfelder ab (DeclinePhase). Nach dem Erreichen des Ölfördermaximums nimmt damit historisch erstmalig das Angebot eines zentralen fossilen Energieträgers, des konventionellen Erdöls, weltweit unwiederbringliche ab. Dies hat gravierende Auswirkungen auf sämtliche Bereiche menschlichen Lebens, die mit dem Rohstoff Öl verbunden sind. Nahezu jeder PKW, jeder Lastwagen, jedes Flugzeug und viele Bauund Landmaschinen benötigen derzeit Erdöl als Treibstoff. Es kann nicht mehr verbraucht werden, als gefördert wird, so dass eine stagnierende oder sinkende Fördermenge einen stagnierenden oder sinkenden Erdölverbrauch erzwingt. Wie aber wirkt sich eine schrumpfende Versorgung mit Erdöl auf eine Gesellschaft aus, in der 95% aller industriell hergestellten Güter sowie der Treibstoff des Verkehrssystems auf Erdöl basieren? Welche Strategien kann der Freistaat ergreifen, um sich – auch im Interesse der sächsischen Wirtschaft – auf die Folgen der Ölverknappung einzustellen?
Bislang findet eine angemessene Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Peak Oil weder innerhalb der Sächsischen Staatsregierung noch in der sächsischen Wirtschaft statt. Kleine Anfragen der grünen Landtagsfraktion haben gezeigt, dass die Staatsregierung
a) die Veröffentlichungen internationaler Energieagenturen und Organisationen zur Zukunft des Öls nicht zur Kenntnis nimmt,
b) keine Schlussfolgerungen und Prognosen zur Versorgungsstabilität und dem Peak Oil – Zeitpunkt für Sachsen erstellt,
c) keine Kenntnisse bzw. belastbare Daten zu Erdölkosten und –verbrauch in Sachsen besitzt d) keine konkreten Maßnahmen vorsieht, um eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen.
Die meisten Unternehmen betrachten diese Problemstellung allenfalls oberflächlich, da sie kaum Einflussmöglichkeiten sehen, obwohl sie ihre Marktfähigkeit im Falle stark steigender Rohstoffkosten massiv gefährdet sehen. Daher ist es besonders wichtig, dass sich die Sächsische Staatsregierung mit dieser Thematik befasst und insbesondere folgende Fragestellungen bzw. Probleme aufgreift:
- Die Erstellung einer umfangreichen Datenerhebung zum Verbrauch und den Kosten fossiler Energieträger im Freistaat Sachsen,
- Peak Oil – Bedeutung, Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft?
- Erarbeitung und Durchsetzung von Maßnahmen zur drastischen Senkung des Verbrauchs von Erdöl und Erdgas
- Durch welche Rohstoffe sind Mineralölprodukte ersetzbar?
- Wie groß kann der Beitrag nachwachsender Rohstoffen an der Erdölsubstitution letztlich sein?
- Wie und auf welchem Wege verteilt sich eine knappe Menge? (Eine Distribution allein über Markt- und Preismechanismen werden im Einzelgespräch selbst von Unternehmern infrage gestellt.)
- Wie können die derzeitigen ökonomischen Strukturen krisenfester werden, und welche Chancen bietet in diesem Zusammenhang die Stärkung der Selbstversorgung durch den Ausbau regionaler Wirtschaftskreisläufe?
- Wie müsste eine postfossile Gesellschaft ausgestaltet werden, und wie kann das Dogma des stetig notwendigen Wirtschaftswachstums überwunden werden?
Da unsere Wirtschafts- und Lebensweise hochgradig abhängig vom Rohstoff Erdöl ist, wird Peak Oil einen grundlegenden Strukturwandel anstoßen, der die Gesellschaft in das Zeitalter nach dem Erdöl führt – ins postfossile Zeitalter. Bündnis 90/Die Grünen in Sachsen begreifen Peak Oil als (politisches) Problem und wollen diesen Strukturwandel konstruktiv und vorausschauend zu begleiten. Wir fordern die Sächsische Staatsregierung auf, ebenfalls tätig zu werden und oben genannten Fragestellungen aufzugreifen.
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